Vortrag ‚Sehnsucht nach Unfreiheit‘

Audiomitschnitt des Vortrags von Nantje Petersen.

Mitte August 2019 holte die Bundesrepublik die ersten Kinder von IS-Anhängern aus Syrien nach Deutschland zurück. Es folgten mehrere Frauen, die ins Kalifat ausgereist waren und mittlerweile rollen erste Gerichtsprozesse an. Der Kern und Motor der juristischen wie medialen Auseinandersetzung mit den „IS-Rückkehrerinnen“ liegt in der Frage nach ihrem Gefahrenpotential. Waren die „IS-Ehefrauen“ lediglich romantisch-naiv oder sind sie islamische Fundamentalistinnen, denen es auch nach ihrer Rückkehr darum geht, die Etablierung eines idealen Gottesstaates mit anderen Mitteln voranzutreiben? Welche Rolle spielen Frauen im und für den Islam: Sind sie Opfer patriarchaler Unterdrückung, ideologisch überzeugte Täterinnen oder sich selbst ermächtigende, nach Freiheit strebende Subjekte? Und vor allem: Wo beginnt die Hinwendung zu einem fundamentalistischen Islam? Der Vortrag wird auf Grundlage empirischer Daten und theoretischer Überlegungen den Fragen nachgehen, warum der Islam für Frauen attraktiv und Frauen für den Islam relevant sind. Hierzu werden die für Mädchen und Frauen bedeutsamen Motive in der Auseinandersetzung mit dem Islam und der Radikalisierung nachgezeichnet und danach gefragt, was die Ursachen für den Willen zur Unfreiheit sind – und warum Freiwilligkeit hier der falsche Maßstab ist. Über eine Annäherung an die Positionen und Strategien der Djihadistinnen und ihren hiesigen Apologetinnen wird abschließend den Fragen nachgegangen, warum eine Kritik an dieser Ideologie von kulturrelativistischer und (queer-)feministischer Seite verunmöglicht wird und weshalb die Emanzipation der Frau nicht mit einer Naturalisierung und Glorifizierung der Weiblichkeit zu machen ist.