
Das Bündnis gegen Antisemitismus Neukölln – ein Zusammenschluss aus Vertreterinnen und Vertretern des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der JSUD – Jüdische Studierendenunion Deutschland, dem Mideast Freedom Forum Berlin und der Gruppe Ehrlos Statt Wehrlos – lädt zu einer Demonstration am Rathaus Neukölln ein:
Jüdisches Leben ist keine Provokation!
Kundgebung gegen Antisemitismus in Neukölln am 25. Juli 2021
Jüdisches Leben in Berlin steht unter Vorbehalt, insbesondere in Neukölln. Wer sich als Jüdin oder Jude zu erkennen gibt, muss damit rechnen, als „Zionist“, wenn nicht gar als „Rassist“ beschimpft und für die Politik des Staates Israel mitverantwortlich gemacht zu werden. Weltoffenheit und Toleranz bedeuten im multikulturellen Neukölln, dass hier jede Farbe und jede Flagge, jedes Symbol willkommen ist – nur der Davidstern nicht. Man hat sich schlechterdings daran gewöhnt und es, wenn auch widerwillig, akzeptiert: Juden und Jüdinnen sollten sich lieber bedeckt halten. Dies erfuhren jüngst zwei Jüdinnen am Rande einer Kundgebung am Hermannplatz. Das Tragen einer Halskette reichte aus, um antisemitisch beleidigt und bedroht zu werden.
Bei jener Kundgebung von „Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung in Jerusalem“ im Mai dieses Jahres wurden Schlachtrufe wie „Kindermörder Israel“ und „Chaibar, Chaibar, oh Juden, die Armee Mohammeds wird wiederkehren“ skandiert (in Erinnerung an Mohammeds Feldzug gegen die Juden im heutigen Saudi-Arabien im Jahr 628). In dem antisemitischen Ressentiment, das einem in Neukölln begegnet, vermengt sich eine aus religiöser Überlieferung stammende Judenfeindschaft – und zwar des Islams, in dem diese Tradition noch heute eine zentrale Rolle spielt – mit modernem europäischen Antisemitismus, der ‚den Juden‘ als Urheber aller Übel der Welt an den Pranger stellt. Diesen Zustand, der sich seit einigen Jahren als geradezu normal etabliert hat, wollen wir nicht länger hinnehmen: Jüdisches Leben ist keine Provokation, auch nicht in Neukölln!
Mit einer Kundgebung vor dem Rathaus Neukölln wollen wir – das Bündnis gegen Antisemitismus Neukölln – unsere Stimme gegen Antisemitismus dort erheben, wo er uns alltäglich begegnet. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Gesellschaft wollen wir uns mit Jüdinnen und Juden solidarisch zeigen und die Politik ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt zum Handeln auffordern: Antisemitismus, mag er auch im Gewand des Antirassismus oder der Friedensliebe auftreten, niemals und nirgendwo zu dulden und Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Zu Wort kommen werden Leute unterschiedlicher Parteien und Verbände sowie Einzelne, die keiner Organisation angehören. Herzlich willkommen sind alle, die Antisemitismus in jedweder Form verurteilen und bereit sind, konsequent etwas dagegen zu tun.
Die Kundgebung beginnt am Sonntag, den 25. Juli, um 17 Uhr vor dem Rathaus Neukölln und wird etwa drei Stunden dauern. Neben den Redebeiträgen wird es auch ein Musikprogramm geben – hierzu bald detaillierte Informationen.
Gerade nach den letzten Ausschreitungen rund um den Nakba-Tag erscheint es leider unerlässlich mit einem Sicherheitskonzept aufzuwarten. Hierfür haben wir ernsthafte Zusagen der Polizei und der Bezirksverwaltung Neukölln. Eine sichere An- und Abreise, sowie der sichere Aufenthalt sind gewährleistet!
Auch mit Hinsicht auf das Fortbestehen der COVID-19-Pandemie werden die bestehenden Maßnahmen befolgt – unter anderem ist dafür eine Teilnehmerzahl von 300 Personen angesetzt. Darauf bitten wir alle Teilnehmenden Rücksicht zu nehmen.
Wir freuen uns auf Redebeiträge von:
Martin Hikel, Bezirksbürgermeister Neukölln
Sigmount A. Königsberg, Jüdische Gemeinde zu Berlin
André Wartmann, Antisemitismus-Beauftragter des Bezirksamtes Berlin-Lichtenberg
Ruben Gerczikow, European Union of Jewish Students (EUJS)
Michaela Engelmeier, Generalsekretärin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG)
Volker Beck, MdB a.D. / Tikvah Institut gUG
Rebecca Schönenbach, Frauen für Freiheit
Fatma Keser, Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung
Kazem Moussavi, Green Party of Iran
Abdel-Hakim Ourghi, Professor für Islamische Theologie
Ben Salomo, Rapper / Jewish-Rights Activist
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We the Neukölln Alliance Against Anti-Semitism invite you to join our rally at Rathaus Neukölln:
Jewish Life Is Not a Provocation!
Rally against Anti-Semitism in Berlin-Neukölln, July 25, 2021
In Berlin, and in Neukölln in particular, the public appearance of Jews may arouse suspicion. If you reveal yourself as being Jewish, you may be insulted as a “Zionist,” or even as a “racist,” unless you quickly condemn Israeli politics (that is, condemn the very existence of the state of Israel). In Neukölln, one of the most multicultural districts of Berlin, priding itself upon open-mindedness and tolerance, you can wave any flag or exhibit any symbol — except for the star of David. Sadly enough, we got used to these conditions and, if only grudgingly, accepted them: Jews should rather maintain a low profile here.
Only recently, a protest march supporting the “Palestinian people in Jerusalem” turned into a fierce hate rally with people accusing Israel of murdering children and chanting “Jews, remember Khaybar, the army of Muhammad is returning” (referring to Muhammad’s 628 campaign against the Jewish population of Khaybar in present-day Saudi Arabia). Religious resentment to Jews, sadly a quite significant part of islamic heritage to this day, is blended with modern European anti-Semitism depicting Jews as the root of all evil.
We are no longer willing to accept what has become almost normal here in Neukölln. Jewish life is not a provocation!
With a rally in front of the city hall (Rathaus Neukölln) on Sunday, July 25, 2021, we want to raise our voices and speak out against antisemitism in the streets of Neukölln. Along with politicians and citizens, with both Jewish and non-Jewish activists, we want to clearly express our solidarity with Jews here in Neukölln and anywhere in the world. The newly formed Neukölln Alliance Against Anti-Semitism is inviting everyone to stand up against Anti-Semitism of any kind, including the one posing as Antiracism or love for peace.
The rally will take place on Sunday, July 25, 2021, starting at 5 pm in front of the city hall of Neukölln (Rathaus Neukölln) Planning with a duration of 3 hours, there will be an additional musical program – details coming soon.
Concerning the security of people arriving, staying and leaving the rally, all steps are taken to guarantee the best protection possible. Therefore we work closely with the police and administration. Additionally, all measures taken to face and prevent COVID-19-Infections are met – including a limited number of 300 participants. We therefore request all participants to consider the persisting pandemic situation.